Wetter-Extreme befördern Hochmoor-Genese im Wolfsbruch

Im Dürre-Jahr 2018 besiedeln torfbildende Moose und ihre Begleit-Pflanzen erstmals den Schwingrasen auf einem Abbaugraben im wieder-vernässten Wolfsbrucher Moor

Different species of peat mosses covering surface of former peat-digging channel providing habitat in favor of bog-plant community during drought season 2018

Erico-Sphagnetum-papillosi; zwei Bulten, deren Spitze von Glockenheide getragen wird; Juli 2015 Süddrittel von Beet 2

Pict.1: Hummock built of Sphagnum papillosum and over years supported either by tussocks of pipegras or by the roots of heath plants esp. Erica tetralix

Unser Titel-Foto erinnert an eine Stelle im Südteil von Beet 2, wo das Bult-Moos Sphagnum papillosum und die Glockenheide Erica tetralix schon seit mehr als einem Jahrzehnt in stabilen Bulten so etwas wie eine Wohngemeinschaft bilden. Im Dürre-Sommer 2018 überraschen uns luftige Polster des Bult-Mooses zusammen mit Scharen der Glockenheide nun beim Sprung über den Graben nahe beim Bult-Ring III, keine 20 Meter vom oben abgebildeten Heide-Bult entfernt. (Pict. 2)

Unser Foto-Mosaik beginnt mit einem Graben-Abschnitt von etwa 10m Länge südlich vom „Bocksbult“,  von Hand geknipst. Und darunter den Abschnitt beim Bult aus der Perspektive von H.G. Wolfs Drohnen-Kamera. Zu beiden zeigen die kleinen Kacheln je einen vergrößerten Ausschnitt (im Panorama gelb umrahmt). Zu sehen sind große Unterschiede bei den Pflanzen,  aus denen sich die Oberfläche des Schwingrasens zusammensetzt. Der Arten-Wechsel auf dem Südabschnitt ist bislang einmalig, und wir führen die rasche Veränderung der Vegetation auf die anhaltende Dürre, insbesondere auf den absinkenden Moor-Wasserstand zurück.

Ausschnitt: Erika tetralix im Polster von Sphagnum papillosum

Pict. 2: Different species of peat-mosses covering surface of former peat-digging ditch

Auf den ersten Blick präsentieren sich hier auf wenigen Metern zwei gleichermaßen trockene, aber unterschiedlich bewachsene Gelände-Abschnitte, wo vor weniger als zwei Jahrzehnten ein Graben des vorherigen Torfabbaus von einem Schwingrasen aus grünen Moosen und Wollgräsern besiedelt worden war. Beide Überblicks-Fotos lassen Verlauf und Ränder des ehemaligen Grabens deutlich erkennen, vitale Torfmoose stellen auch nach langer Trockenheit den übergroßen Teil der flächen-deckenden Vegetation, Gräser und „Gestrüpp“ markieren die Graben-Kanten.

Wie die vergrößerten Ausschnitte belegen, sind es verschiedene Sphagnen-Arten, aus denen sich die Moos-Decke zusammen setzt: graben-aufwärts (auf dem Drohnen-Foto) überwiegen die gelb-grünen Trocken-Stadien von S. fallax.  Nach Süden in Richtung Abzugsgraben bedeckt seit kurzem das Bult-Moos S. papillosum die Oberfläche, und auch das dritte der bei uns häufigen Torf-Moose findet seine Nische zwischen Graben und Beet-Rand, wo es während der anhaltenden Dürre  Hitze und Sonnenlicht in verdichteten Beständen mit tiefroter Färbung begegnet.

Die rotbraunen Matten von S. palustre finden sich besonders dicht gepackt, wo sich der Bult-Hang zum Graben hin absenkt, wie die Moos-Kante vergrößert im gelb umzirkelten Ufer-Abschnitt erahnen lässt.

Erika tetr. bewächst den Schwingrasen von G4 in Richtung Bult-Ring III auf einem dichten Polster von albedo-weißem Sphagnum papillosum, dem Warzen-Torfmoos

Pict. 3: Vascular plants, esp. Erica tetralix, using layers of Sphagnum papillosum on their way towards distant habitats

Die beiden vergrößerten Ausschnitte dokumentieren einen bedeutsamen Unterschied zwischen dem Schlenken-Moos S. fallax und dem Bult-Moos S. papillosum: galt uns der Schwingrasen aus dem grünen Teppichmoos hier wie auch anderswo über anderthalb Jahrzehnte als Sperr-Gürtel für Heide-Pflanzen aller Art, so scheint dieser Damm wie gebrochen, seit im Dürre-Sommer 2018 ein extrem niedriger Wasserstand und die trockene Pflanzendecke des Schwingrasens die üppigen Polster des Warzen-Mooses haben aufwachsen lassen. Und wie auf unserem Titelfoto vom nahe gelegenen Beet 2 bildet auch hier das Bult-Moos die Grundlage für üppigen Bewuchs mit Glockenheide.

Das erneute Zusammentreffen  lässt erwarten, dass Warzen-Moos und Glockenheide auch hier am Beet 4 auf eine dauerhafte Partnerschaft zu steuern.  Die außergewöhnlich lange Trockenperiode mag somit paradoxerweise die Pioniere einer Pflanzen-Gesellschaft zusammen führen, die als typisch für feuchtes Küsten-Klima an Nord- und Ostsee bekannt ist. Ein kompletter Artenwechsel binnen Jahresfrist ist nach unseren Beobachtungen ungewöhnlich, und die Umstände dieses Habitat-Wandels vermitteln uns einen Eindruck von der Flexibilität, mit der ein Bult-Moos wie S. papillosum extremen Wetterlagen zu begegnen vermag.

Zum Erico-Sphagnetum-papillosi  gesellen sich weitere Moor-Pflanzen hinzu; auch das allgegenwärtige Scheiden-Wollgras zählt als Anwärter zu  dieser Hochmoor-Gesellschaft. Die drei hier versammelten Vertreterinnen sind allemal dafür gut, jede Menge Torf auf Dauer einzulagern, wenn Platz und andere Umstände das zulassen. Wetter-Kapriolen wie schneereiche Winter oder ein Dürre-Sommer wie 2018 geraten diesen Hochmoor-Spezialisten eher zum Vorteil auf ihrem Wege zu einer stabilen Gesellschaft von Pflanzen des Regen-Moores.

Abstract:

This post provides evidence as to the impact of heat and drought on some members of a wet-land plant-society. Bog-mosses associated by vascular plants like Erica tetralix do well and take favor of weather-extremes as prevalent in 2018 in habitats that suit the needs of a plant-community like Erico-Sphagnetum-papillosi.

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